Nähert sich der Fasching dem Höhepunkt, dann wird bei den Bauern im Gailtal für den Eigenbedarf ein Schwein geschlachtet. Es gibt am Faschingsdienstag einen Sauschädelschmaus. Schon Tage vorher ist unter den Hofleuten eine Unruhe zu spüren, Geschäftigkeit macht sich bemerkbar. Der Haartrog wird auf seine Dichtheit überprüft, die Schlachtbank und der Dreifuß, wo das Schwein nach dem Schlachten zerteilt und aufgehängt wird, muss gesäubert werden. Das Pökelsalz, zum Konservieren des Specks, wird mit verschiedenen Gewürzen gemischt, die Wurstmaschine aus der Vorratskammer geholt. Am Schlachttag soll alles schnell von der Hand gehen. Die Bäuerin sieht dem Tag mit gemischten Gefühlen entgegen, bedeutet es doch, dass eines der Schweine, dass sie seit dem Sommer gefüttert hat, abgestochen wird. Als kleine Gutmachung wird das Schwein am Tag vorher mit einer extra Portion Mastfutter verwöhnt. Der Bauer betrachtet es nüchtern und freut sich auf seine Portion gerösteter Leber und die angebratenen Nierndln, die er nach der Arbeit verspeisen wird.
Am Schlachttag wird zeitig am Morgen das Wasser im Futterkessel für die Enthaarung erhitzt. Im Schweinestall gilt es jeden Lärm zu vermeiden. Mit einem Schups wird das Schwein aus der Stallung gestoßen und mit dem Schussapparat getötet, zum Ausbluten mit dem Messer gestochen. Das Blut fängt meistens der Jüngste in einem Reindling auf und es wird später zu einer Blutsuppe und Blutwurst verkocht. Nach dem Enthaaren wird die Sau am Dreifuß aufgehängt und ausgeweidet. In der Nähe lauern die Hofkatzen und warten darauf, dass für sie etwas abfällt. Auch die Hühner sind auf Futtersuche und picken alles auf, was zu Boden fällt. Für das Zerteilen und Weiterverarbeiten braucht es viele Helfer, es dauert bis in die Abendstunden und manches wird erst in den nächsten Tagen gemacht. Das Fleisch wird in Portionen aufgeteilt, für Schnitzel, Schweinsbraten und Gulasch und in der Tiefkühltruhe eingefroren. Besondere Achtsamkeit wird auf die Stücke gelegt, die zum Speckselchen vorbereitet werden. Diese werden mit der Pökelsalzmischung eingerieben. Das Einbeizen wird in der nächsten Zeit mehrmals wiederholt. Im ganzen Haus riecht es nach frischen, rohen Fleisch. Die Innereien kommen in den folgenden Tagen auf den Mittagstisch. Der Schweinskopf wird ausgekocht und aus dem Sud eine Sulze angesetzt und für die Jause mit Essig, Öl und Zwiebel abgesäuert. Die Gedärme werden gesäubert und sind als Wursthaut verwendbar. Bevor man sie über die Wurstmaschine stülpt, werden sie vom Bauern „aufgeblasen“.
Auf einer Kunstausstellung konnte ich in einem Video sehen, wie der amerikanischen Aktionskünstler Bruce Neumann einen Darm aufbläst, als wollte er beim Wursten helfen.
Der Sauschädel.