In den letzten zehn Jahren mußte ich erleben, dass manche Kollegen ihr Geschäft wegen rückläufigen Umsatz oder bei Erreichung des Pensionsalter zugesperrt haben. Es fand sich kein Nachfolger, auch den Kindern wollte man es nicht zumuten, dass sie das Geschäft weiterführen. Viele soziale Selbstverständlichkeiten die für die Arbeitnehmer gelten, eine geregelte Arbeitszeit, Krankenstand, ein Mindestlohn und Urlaubsanspruch, gelten für den Selbstständigen nicht. Hat ein Berufsgenosse seinen Laden geschlossen,weil für ihn im Handelsalltag kein Platz mehr war, so hat mich dies geschmerzt, als sei jemand aus dem Freundeskreis gestorben. Anderseits zögern manche Mitstreiter, obwohl der Umsatz weniger wird, den Betrieb aufzugeben, weil sie sich den Kunden gegenüber verpflichtet fühlen. Im Verkauf kommt es öfters dazu als Lückenbüßer einzuspringen, weil von den Kunden beim Einkauf in der Stadt etwas vergessen wurde. Manche haben ihr ganzes Leben dem Geschäft gewidmet, auf Hobbys verzichtet und fürchten jetzt den Schritt in die Pensionierung, dies wäre ein Gang in einen unbekannten Raum. So bleibt man lieber im Geschäft, dort ist alles vertraut.
Vor kurzem ist ein zweiundachtzigjähriger Kaufmann in Pension gegangen und hat bei einer kleinen Feier zu seinen Mitarbeitern gesagt: „Er möchte jetzt sein Leben genießen“.
Sag zum Abschied leise servus.